Arbeit

Noch immer Unterschiede in der Bewertung des IG-Metall Abschlusses

| 15. Februar 2018
pixabay.com/wolfmen

Unsere Beiträge zum Tarifabschluss der IG-Metall (hier und hier) haben uns einige Kritik, aber auch Lob von Lesern eingebracht. Thorsten Schulten vom WSI veröffentlichte mit Verweis auf unsere Rechnung auf Makronom einen Artikel, der im Jahresvergleich auf Steigerungen um die 4 % kommt. Worin unterscheiden sich die Berechnungen? Und wie ist unsere Kritik an den Gewerkschaften in die Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik einzuordnen?

Viel wurde in den letzten Tagen über den Tarifabschluss der IG-Metall geschrieben. Wir sind in diesem Zusammenhang nicht die einzigen, die den Abschluss als zu gering bezeichnen. Karl Brenke, Tarifexperte des DIW hat im Deutschlandfunk das Ergebnis mit 3,4 % in diesem und 3 % im nächsten Jahr recht ähnlich bewertet wie wir. Einigkeit besteht bei allen in zumindest einer Sache: Das Ergebnis ist komplex und für den gewöhnlichen Arbeitnehmer kaum nachzuvollziehen. Daher gibt es ja auch die vielen unterschiedlichen Prozentzahlen, die nun für erhebliche Verwirrung sorgen.

Eine Überschlagsrechnung

Bei einem ganz einfachen Abschluss von, sagen wir, 6% für zwei Jahre, würde jeder sofort erkennen, dass es sich um eine jährliche Steigerung von in etwa 3% handelt. Hätte man 6% für 27 Monate verhandelt, käme man sehr schnell auf 2,67 %, indem man die 6% zunächst auf 27 Monate aufteilt und dann mit 12 Monaten malnimmt, um die Jahressteigerung zu berechnen. Das Problem bei diesem Abschluss ist, dass man die „Kopfpauschalen“ (Fixgeldbeträge) nicht so einfach auf Prozentzahlen umrechnen kann. Wenn man aber nur die prozentualen Zahlungen betrachtet, so kann man den jährlichen Anstieg auch hier überschlagen. Nimmt man die 4,3% für die 12 Monate von April 2018 bis März 2019 und teilt die 27,5% Sonderzahlung auf die Monate April 2019 bis März 2020 auf (27,5% für 12 Monate entspricht einer Erhöhung des Monatslohns von 2,29 %) kommt man auf 6,6 % für den Zeitraum April 2018- März 2020. Nun muss man nur noch durch 2,25 Jahre (27 Monate) teilen, um das Ergebnis umzurechnen. Dies ergibt dann 2,93 %. Dazu kommen dann noch die Fixbeträge, die für geringere Einkommen prozentual stärker ins Gewicht fallen.

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