Exportismus

Keine Heilung in Sicht

| 15. Januar 2021
istock.com/sqback

Europa leidet an einer Krankheit, die von der deutschen Wirtschaft seit der Nachkriegszeit auf dem Kontinent verbreitet wird: dem Exportismus. Doch die Ärzte stellen die falsche Diagnose – wie das Institut der deutschen Wirtschaft.

In Sachen Exportismus ist auch in diesem Jahr keine Heilung in Sicht, da man schon eine seriöse Diagnose scheut. Vorneweg wie immer, das Arbeitgeberinstitut IW in Köln. Die jüngste "Studie" des Instituts soll zeigen, dass Deutschlands Lohnstückkostenentwicklung keinen Beleg für ein deutsches Lohndumping liefere. Ganz im Gegenteil: Da die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie wieder zu schrumpfen beginne, werde es tendenziell Zeit, den Gürtel wieder etwas enger zu schnallen.

Es bleibt dabei. Auch 2019 wurden die Arbeitgeberinstitute nicht zu behaupten müde, Deutschland habe kein Lohndumping betrieben. Die Welt unterstützt das IW in diesem Vorhaben wie gewohnt und wiederholt die falschen Argumente der Lobbyinstitution gänzlich unreflektiert. Doch wer bei einem Exportüberschuss von 247,8 Milliarden Euro 2017 (knapp 7,5 Prozent des BIP) um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft bangt, der redet dem ruinösen Krieg um positive Außenhandelsbilanzen das Wort. Das ist Standortnationalismus pur und genau das, was Europa und insbesondere der Euro-Raum nicht gebrauchen können.

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