Außenhandelstheorie

Freihandel kann nur Handel ohne große Überschüsse und Defizite sein

| 15. Januar 2021
istock.com/simoningate

All diejenigen, die den neuen amerikanischen Protektionismus beklagen, ohne den deutschen Merkantilismus zu verurteilen, beweisen, dass sie das Prinzip des Freihandels nicht verstanden haben.

Der offene Protektionismus von Donald Trump bringt es an den Tag. Der freie Handel wird komplett missverstanden. Wäre es nicht so, würden nicht so viele so großen Unsinn verbreiten. Wenn Volker Kauder, Fraktionschef der CDU/CSU im Bundestag, öffentlich verbreitet, Europa könne in Reaktion auf amerikanischen Protektionismus auch die Zölle erhöhen (hier), beweist er damit nur, dass er den Handel nicht verstanden hat. Wenn der Kieler Weltwirtschaftsforscher Stefan Kooths sagt, Deutschland stelle dem Rest der Welt Kapital zur Verfügung und das sei ja nichts, wofür man sich entschuldigen müsse (in der FAZ, wie weiter unten zitiert), dann kann man das nur als Ausdruck der Tatsache sehen, dass in Kiel die Lehre des Freihandels nicht mehr zum Standardrepertoire der Forschung gehört.

Wenn die FAZ in einer „Übersicht“ fünf Gründe für das Abschotten von Staaten nennt, die sich Ökonomen ausgedacht haben, dabei aber die Salden im Außenhandel „vergisst“, zeigt sie nur, dass sie (und all die Ökonomen) den Kern der Debatte nicht verstanden hat (hier). Wenn das Handelsblatt glaubt, unter der Rubrik „Chefökonom“ darüber schreiben zu müssen, dass Wirtschaft kein Nullsummenspiel ist (hier), dann bekämpft es eine Selbstverständlichkeit, versteht den Kern der Debatte aber nicht. Wenn Ulrike Herrmann findet, dass Trumps ökonomisches Denken falsch ist, weil er glaubt, es schade der eigenen Volkswirtschaft, wenn man mehr importiert als man exportiert, zeigt auch sie, dass sie den freien Handel nicht verstanden hat (hier).

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