Wachstumsmodelle

Kapitalismus braucht Wachstum – aber es gibt kein Patentrezept

| 15. Januar 2021
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Nicht nur der Wohlstand ist in Europa unterschiedlich verteilt. Auch wie Institutionen des Wohlfahrtsstaats oder der Arbeitsbeziehungen auf die Wirtschaft einwirken, unterscheiden sich von Land zu Land. Doch wie wird in diesen »Spielarten des Kapitalismus« Wachstum erzeugt? Ein Vergleich.

Bis etwa 1990 basierte das Wachstum der großen europäischen Länder auf stetem Lohnwachstum. Gemäß diesem Modell wuchsen die Reallöhne im gleichen Maße (oder teilweise sogar schneller) als die Arbeitsproduktivität und beförderten damit den Konsum privater Haushalte. Die Aussicht auf eine expandierende Nachfrage regte wiederum Unternehmen zu Investitionen an. Dies führte tendenziell zu weiteren Produktivitätssteigerungen, da neue Investitionen den Einsatz innovativer technologischer Lösungen begünstigten. Darüber hinaus ergaben sich Skaleneffekte durch die wachsende Nachfrage – ein weiterer Mechanismus, durch den die Arbeitsproduktivität steigen konnte.

In seiner ursprünglichen Form existiert das lohnorientierte Wachstumsmodell heute nicht mehr. Es wurde sowohl durch nationale als auch durch internationale Entwicklungen untergraben. Zum einen neigte der Lohndruck dazu, Inflation zu erzeugen. Der Kampf gegen die Inflation führte schließlich zu einer Reihe von politischen und institutionellen Reformen, die in der Folge einen gleichmäßigen Anstieg von Reallöhnen und Produktivität erschwerten. Die Einführung unabhängiger Zentralbanken, die Inflationsziele vorgeben, gehörte dazu.

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