„Hedging“ und der Staat
In der Theorie der schönen neuen Welt moderner Finanzmärkte verringert der Marktmechanismus systemische Risiken. In der realen Welt funktioniert das nur, wenn der Staat oder die Zentralbank einspringt.
Die jüngste Krise im Bankensektor, die unter anderem im Kollaps der Silicon Valley Bank ihren Ausdruck fand, hat die Diskussion über das „Hedging“ wiederbelebt. Hedging bedeutet soviel wie den Erwerb von Wertpapieren, um das Risiko aus Positionen in anderen Wertpapieren abzusichern. Die Menge dieser Wertpapiere ist nach der Einführung der Banken-Regulierungsverordnung Basel-III als Reaktion auf die Finanzkrise 2007/2008 stark angestiegen. Die Regulierung fokussierte auf eine Absicherung in Form von Derivaten, um weitere Bankenkrisen zu verhindern. Die Verordnung sieht regulatorische Vergünstigungen für abgesicherte („gehedgte“) Finanzmarktakteure vor.
Auf der Ebene des Gesamtsystems funktioniert Hedging jedoch nicht. Denn Hedging bedeutet, dass Risiken schlicht auf Gegenparteien, sogenannte „Counterparties“, übertragen werden. Für das Gesamtsystem bleibt das Risiko weiter bestehen. Dennoch wurde in den nach dem großen Finanzcrash verabschiedeten Regulatorien die Einführung zentraler „Counterparties“ empfohlen, um finanzielle Risiken zu managen. Beispiele hierfür sind automatisierte Verrechnungsstellen wie Eurex Clearing oder LCH. Mittlerweile werden die meisten, aber nicht alle dieser Wertpapiere über „Counterparties“ gehandelt.
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