Corona-Pandemie

Das Ende des Endes der Geschichte

| 12. Februar 2021
www.istock.com/rskendzic

Francis Fukuyama verkündete 1989 das Ende der Geschichte. Zum Liberalismus in Wirtschaft und Gesellschaft gäbe keine Alternative mehr. Diese vermeintlich ewige Ordnung zerbröckelt aber seit Jahren. Das Coronavirus ist nun der letzte Sargnagel für den Neoliberalismus.

Das "Ende der Geschichte" des amerikanischen Politikwissenschaftlers Francis Fukuyama hatte zwei wesentliche Merkmale. Das erste ist „der Markt“ als vorherrschendes wirtschaftliches Organisationsprinzip. "Es gibt keine Alternative", wie Margaret Thatcher es ausdrückte. Dies galt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Menschen, die um Beschäftigung und sozialen Aufstieg untereinander kämpfen und in ihr eigenes "Humankapital" investierten sollten. Öffentliche Dienstleistungen wurden zunehmend kommodifiziert und privatisiert. Ob nun Gesundheitswesen oder Hochschulbildung - im Namen von "Entscheidungsfreiheit" und "Effizienz" sollten die Bereitstellung öffentlicher Güter dem Wettbewerb unterworfen werden.

Das zweite Merkmal war die Aushöhlung der Demokratie und der Aufstieg des Regulierungsstaates. Ab Ende der 1980er Jahre erodierten viele Formen der politischen Partizipation in den fortgeschrittenen Demokratien zunehmend. Der Klassenkompromiss der Nachkriegszeit, der den Zugang zur politischen Entscheidungsfindung für Gewerkschaften und sozialdemokratische Parteien erleichtert hatte, wurde von der Neuen Rechten - angeführt von Margaret Thatcher und Ronald Reagan – wieder versperrt. Die Gewerkschaften wurden geschwächt, während die Sozialdemokratie unaufhaltsam nach rechts rückte. Die Menschen bekamen zunehmend das Gefühl, dass Politiker "alle gleich" seien - unempfindliche Klone, die Texte einer neuen neoliberalen Orthodoxie ohne Sinn und Verstand rezitierten.

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