Ein Brief an meine Bekannten

Vor einigen Jahren wurde in Afghanistan unsere "Freiheit" verteidigt. Heute verteidigt eine korrupte Oligarchie in der Ukraine unsere Interessen und Werte. Von welcher Freiheit reden wir eigentlich?

Liebe Leute,

es wird Zeit mich mal wieder zu melden. Was los ist? Ich leide! Ich leide unter dem von Frau Bockbier (Geschichtslegasthenikerin) warnend dargestellten Symptom der Kriegsmüdigkeit und wäre zu gerne Teil eines Volkes von Kriegsmüden.

Neben diesem Leiden lerne ich zurzeit. Ich lerne wie die Vierte Gewalt im Staat, die Presse bzw. der Journalismus insgesamt sich gleichschaltet, wie Informationen verdreht und ausgesiebt werden, wie sich alles Grau nach Schwarz und Weiß drängt, wo es doch, und das weiß man spätestens seit Loriots Film "Ödipussi", so viele herrliche Grautöne gibt.

Ich lerne, wie Menschen wegen ihrer Meinung in der Öffentlichkeit bloßgestellt oder totgeschwiegen werden; wie deren Professuren, Doktortitel oder künstlerischen Fähigkeiten infrage gestellt werden; wie auf Arbeitgeber eingewirkt wird, doch endlich gegen solche Subjekte etwas zu unternehmen. Ich lerne, wie Andersdenkende moralisch und ökonomisch unter Druck gesetzt werden sollen. Und das alles unter dem Beifall von Menschen richtiger Denkungsart. Ich lerne, wie nur noch eine öffentliche Meinung existiert und eben dieser zu folgen ist. Bei Zuwiderhandlung erfolgt Ausgrenzung bis hin zu verbalen Hexenprozessen.