Kommentar

Thomas Piketty, die Neoklassik und die Realität

| 31. August 2016

Viele finden die Analysen von Thomas Piketty gut, weil sie glauben, daraus verteilungspolitische Forderungen ableiten zu können. Andere finden sie schlecht, weil sie solche Forderungen abwehren wollen. Alle aber sollten sich fragen, ob sie die Theorie richtig finden, auf der Piketty seine Analysen aufbaut.

Der französische Ökonom Thomas Piketty gilt vielen im linken politischen Spektrum als so etwas wie ein Lebensretter. Hat er doch scheinbar klar und eindeutig nachgewiesen, dass sich die Verteilungsrelationen dauernd zugunsten des Kapitals ändern, weil die Rendite des Kapitals regelmäßig höher ist als das Wachstum. Das hat in der Formel r > g eine gewisse Berühmtheit erlangt. Viele halten das deswegen für besonders wichtig, weil Pikettys Analyse vollständig im Rahmen eines neoklassischen Modells blieb, was immerhin die Suggestion zuließ, ganz gleich wie die Wirtschaft funktioniere, marxistisch oder neoklassisch, das Ergebnis sei immer das gleiche: Das Kapital gewinnt. Dass man es sich nicht so einfach machen darf, haben Friederike Spiecker und ich in den vergangenen Jahren zwei Mal dargelegt (hier und hier).

Auf  der rechten Seite des politischen Spektrums war und ist man ziemlich verwirrt über Herrn Piketty. Hat der Mann doch mit der vollkommen richtigen Theorie die falschen Ergebnisse erzielt. Man konnte ihn nicht so leicht als linken Spinner abtun, der auf der Basis marxistischen oder gar keynesianischen Gedankentums zu wirren Verteilungsergebnissen gekommen wäre. Seine Schlussfolgerungen aber, man könne die Steuern für die Reichen erhöhen, um die Verteilungsergebnisse zu verbessern, wollte man überhaupt nicht hören. Ja, man musste sie natürlich mit allen Mitteln bekämpfen.

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