Gibt es exponentielles Wachstum?
Die Antwort auf die Titelfrage ist einfach: Nein, jedenfalls nicht in den Zeiträumen, die uns von den Doomsday-Predigern des exponentiellen Wachstums üblicherweise vorgehalten werden. Die Mathematik ist manchmal eben ein extrem schlechter Ratgeber.
Mit kaum einem Phänomen kann man Menschen besser erschrecken als mit dem »exponentiellen Wachstum«. Wer von uns wurde nicht von Kindesbeinen an mit der berühmten Schachgeschichte traktiert, wo ein ausgesprochen dummer König einem Gläubiger verspricht, mit einer von Feld zu Feld verdoppelten Zahl von Weizenkörnern auf einem Schachbrett seine Rechnung zu bezahlen.
Große Konjunktur hat aus gegebenem Anlass auch das Seerosenbeispiel, wo uns überaus kluge Mathematiker mit der Tatsache konfrontieren, dass ein Teich in Windeseile vollständig von Seerosen bedeckt sein kann, wenn deren Wachstum exponentiell ist. Wir kleingeistigen Nicht-Mathematiker müssen dann die Frage beantworten, an welchem Tag der See wohl voll ist, wenn er am 39. Tag des Wachstums »erst« zur Hälfte gefüllt ist. Da wir sicher falsch raten, erwarten die klugen Mathematiker, dass wir quasi in intellektuelle Ohnmacht fallen, wenn sie uns verraten, dass das schon am Tage 40 der Fall sein wird.
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