Editorial

2022: Bleibt alles anders?

| 12. Januar 2022
istock.com/Alessandro Biascioli

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen im neuen Jahr und im Wahnsinn einer neuen Woche. In unserer ersten Ausgabe 2022 sind wir mit folgenden Themen für Sie da:

  • Was erwartet uns 2022? Die Ampelkoalition wird versuchen, kritische Themen zu umgehen oder gar zu tabuisieren. Viele Medien werden mitziehen. Eine offene Debatte und Schritte Richtung sozial-ökologische Transformation werden so kaum möglich sein.
  • Artensterben der Falken? Der von Finanzminister Christian Lindner verteidigte Nachtragshaushalt lässt bei fiskalpolitischen Falken die Alarmglocken schrillen. Auf einen Europäischen Frühling können Europafreunde dennoch nicht hoffen.
  • EUropa, egal wie: Das Bestreben, EU-Recht vor nationalem Recht durchzusetzen, ist ein „Staatsstreich von oben“. Und der hat das Potenzial, schlafende Hunde in den nationalen Hauptstädten zu wecken.
  • Gewagte Wette: Die EU-Kommission will mit ihrer Taxonomie Geld in die richtigen Energieträger lenken. Doch es besteht die Gefahr, dass sie schädliche Technologien „grün“ wäscht und falsche Anreize setzt.
  • Wette verloren: Die Idee des grünen Wachstums ist attraktiv, weil weder an den Strukturen des Wirtschaftssystems gerüttelt noch unser Lebenswandel verändert werden muss. Indes entbehrt die Vision jeder empirischen Grundlage.
  • Hüter des Rechtsstaats: In der niederländischen Koalitionsvereinbarung mit dem Titel "Alles für den Frieden, alles für die Zukunft" taucht der Begriff "Wohlfahrt" nur im Zusammenhang mit Tieren, Studenten, Babys, der Wirtschaft und dem Sozialwesen auf. Das deutet darauf hin, dass das neue Kabinett die größten Wohlfahrtsdefizite in der Gesellschaft nicht sieht.
  • Italiens neuer König: Mitte Januar geht die siebenjährige Amtszeit von Sergio Mattarella zu Ende. Das italienische Parlament wählt dann in geheimer Abstimmung den neuen Präsidenten und das offizielle Staatsoberhaupt des Landes. Eine Wahl, die weitreichende Auswirkungen haben wird – nicht nur für Italien, sondern für den gesamten Kontinent.
  • Keine Bescherung: Auch wenn sich die Auftragslage im November leicht erholen konnte, die deutsche Industrie steckt tief im Corona-Winter. Die Stimmung ist am Boden, die Bescherung blieb aus und die Industrieproduktion verharrt jenseits vergangener Zeiten. Lieferengpässe und Materialmängel werden bis weit ins neue Jahr bestehen bleiben.
  • Gleichgewicht mal anders: Ökonomie wäre eigentlich die Wissenschaft davon, wie wir unsere (re-)produktiven Tätigkeiten organisieren.