Editorial

Kitsch und Popanz

| 05. Januar 2023
istock.com/atlantic-kid

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen zu unserer ersten Ausgabe des Neuen Jahres. Wie ist es um unsere Marktwirtschaft bestellt? Die einen verklären sie im religiösen Kitsch zu einer versöhnenden Kraft, andere halten die Warnungen vor einer Deindustrialisierung für „Popanz“. Ganz so, als ob 2023 die prägenden Fliehkräfte ‒ Krieg und Energiekrise ‒ gänzlich verschwinden würden.

Diese und weitere Themen finden Sie in unserer neuen Ausgabe:

  • Wie geopolitisches Kalkül zum Frieden führen könnte Ob es eine Chance für einen Frieden in der Ukraine geben wird, hängt weitgehend von den Vereinigten Staaten ab. Den USA aber geht es um geostrategische Ziele – und nur geostrategische Überlegungen werden sie dazu bewegen, einer Friedenslösung mit Russland zuzustimmen. Michael von der Schulenburg
  • Religiöse Marktwirtschaft Zum Jahresende werden stets sich besinnlich gebende Ansprachen gehalten. FAZ-Herausgeber Gerald Braunberger beschwört die versöhnende Kraft der Sozialen Marktwirtschaft, produziert dabei aber nur religiösen Kitsch. Hartmut Reiners
  • Putins „Tit“ auf das „Tat“ Die russische Antwort auf den westlichen Ölpreisdeckel ließ lange auf sich warten. Doch das jüngste Dekret ist ein Papier-Tiger. Putin wird sich der vom Westen verfügten Preisobergrenze beugen müssen. Paul Steinhardt
  • Konjunktur Deutschland bleibt vielleicht von der Gasmangellage verschont – und schon schauen viele Ökonomen der Zukunft wieder hoffnungsfroh entgegen. Warnungen vor einer Deindustrialisierung? Für Ökonom Marcel Fratzscher nur „Popanz“. Die Redaktion
  • Die EU als Gespensterwelt Der Politologe Thomas Biebricher sieht eine Ordoliberalisierung der EU nach deutschem Vorbild. Eine These, die hinter der Zeit ist, weil sie die wirtschaftspolitische Zivilisierung der letzten Jahre übersieht. Werner Polster
  • Warum der Liberalismus illiberal geworden ist Der Illiberalismus wird gemeinhin mit rechtsgerichteten autoritären oder populistischen Bewegungen in Verbindung gebracht. Doch zuweilen nimmt der Liberalismus selbst eine illiberale Wendung. Frank Furedi