Replik

Religiöse Marktwirtschaft

| 03. Januar 2023
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Zum Jahresende werden stets sich besinnlich gebende Ansprachen gehalten. FAZ-Herausgeber Gerald Braunberger beschwört die versöhnende Kraft der Sozialen Marktwirtschaft, produziert dabei aber nur religiösen Kitsch.   

Das Jahresende ist eine schwer erträgliche Saison. Es wird nur kurze Zeit hell, nasse Kälte zieht durch die Kleidungsnähte, Spendenaufrufe blockieren Webseiten und der Zusammenhalt der Gesellschaft wird von Leuten beschworen, deren bevorzugte Sozialphilosophie eigentlich der robuste Egoismus ist. Der Meister der polemischen Seelenhygiene Wiglaf Droste brachte diese deprimierende Atmosphäre auf den Punkt: „Advent ist, wenn der Pfarrer schreit: Besinnlichkeit! Besinnlichkeit!“

Besinnliche Marktwirtschaft

Zu Weihnachten geben sich auch hartgesottene Wirtschaftsjournalisten wie der FAZ-Herausgeber Gerald Braunberger besinnlich und beschwören die „Kraft der Versöhnung“, so die Überschrift seines Leitartikels am Heiligabend. Dieses Potenzial sieht er in der Sozialen Marktwirtschaft, die sich Ludwig Erhards Mastermind Alfred Müller-Armack[1] gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in der Abgeschiedenheit des Herz-Jesu-Klosters im westfälischen Vreden ausdachte und in dem 1947 erschienenen Buch Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft beschrieb.

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