Made in America ist schwieriger als gedacht
Die USA unterschätzen die Schwierigkeiten bei der Rückverlagerung der Produktion. Und Trumps Art der Zölle werden dabei alles andere als helfen.
Für einen Aprilscherz kam die Meldung einen Tag zu spät. Am 2. April 2025 kündigte US-Präsident Donald Trump eine Reihe neuer Zölle auf Importe aus dem Ausland in Höhe von 10 bis 49 Prozent an. Das erklärte Ziel ist die Rückverlagerung der Produktion in die Vereinigten Staaten und die „Wiederherstellung des Wohlstands Amerikas“.
Doch diese Zölle werden nicht funktionieren. Tatsächlich könnten sie sogar das Gegenteil des Gewollten bewirken – nämlich die Rückführung der Produktion verhindern und Amerika dabei ärmer machen.
In diesem Artikel nenne ich elf Punkte, die erklären, warum dies der Fall ist, wie die Vereinigten Staaten die Produktion wirklich zurückholen könnten und was dieser falsche Kurs letztendlich bewirken wird.
Seit 15 Jahren bin ich als Unternehmer in der Fertigungsindustrie tätig. Ich habe in den USA und in China produziert. Ich habe in einer Fabrik in China gearbeitet. Ich spreche und lese Chinesisch. Ich habe Waren im Wert von Millionen Dollar aus den USA und China, aber auch aus Vietnam, Indonesien, Taiwan und Kambodscha eingekauft. Auch in Mexiko habe ich viele Fabriken besucht und betrachte mich als jemanden, der sich mit dem Aufstieg und Fall von Ländern beschäftigt.
11 Gründe, warum diese Zölle die Produktion nicht zurückholen
Erstens: Sie sind nicht hoch genug. Ein Zoll ist eine Steuer auf ein importiertes Produkt. Wenn Apple beispielsweise ein in China hergestelltes iPhone importiert, gibt es gegenüber der US-Regierung an, wie viel es für die Herstellung dieses Produkts im Ausland bezahlt hat. Nehmen wir an, es sind 100 Dollar. Bei einem Zollsatz von 54 Prozent zahlt Apple 100 Dollar an den Hersteller in China und 54 Dollar an die US-Regierung bei der Einfuhr. In diesem vereinfachten Beispiel kostete ein iPhone Apple früher 100 Dollar, jetzt kostet es 154 Dollar. Für jeden Dollar, den Apple ausgibt, muss Apple Gewinn machen. Also verkauft Apple iPhones an Geschäfte für das Doppelte dessen, was es dafür bezahlt. Und die Geschäfte verkaufen die iPhones an Verbraucher wie Sie und mich ebenfalls zum doppelten Preis.
Vor den Zöllen sahen die Preise wie folgt aus: Apple kaufte die von ihm entwickelten iPhones für 100 Dollar. Apple verkaufte die iPhones für 200 Dollar an Geschäfte. Die Geschäfte verkauften die iPhones für 400 Dollar an Sie und mich.
Nach den Zöllen sehen die Preise wie folgt aus: Apple kauft iPhones für 154 Dollar (100 Dollar + 54 Dollar Einfuhrzölle) Apple verkauft diese iPhones für 308 Dollar (das Doppelte des Einkaufspreises). Die Geschäfte verkaufen diese iPhones an Sie und mich für 616 Dollar (das Doppelte des Einkaufspreises).
Warum sind die Zölle nicht hoch genug, um die Produktion zurück in die Vereinigten Staaten zu holen?
Die Produktion in den Vereinigten Staaten ist so teuer und die Lieferketten so schlecht, dass die Herstellung dieses iPhones in den Vereinigten Staaten ohne den 54-prozentigen Zoll immer noch teurer wäre als in China mit 54-prozentigem Zoll. Da die Herstellung des iPhones in China immer noch billiger ist, würden es sowohl Apple als auch die Verbraucher vorziehen, dass es dort hergestellt wird. Also wird es auch dort hergestellt und nicht in den USA.
Zweitens: Die industrielle Lieferkette der USA ist für viele Produkte anfällig. Stellen Sie sich eine Lieferkette als die Fähigkeit eines Unternehmens vor, die Komponenten zu beschaffen, die es für die Herstellung eines Endprodukts benötigt. Angenommen, Sie möchten Holzmöbel herstellen und verkaufen. Dazu benötigen Sie Holz, Nägel oder Leim. Wenn Sie ein iPhone bauen möchten, müssen Sie einen Glasbildschirm, geformtes Metall und zahlreiche interne elektronische Komponenten beschaffen.
Auf den ersten Blick scheint das kein Problem zu sein, weil die USA eine erstaunliche Lieferkette für Verbraucher haben, eine der besten, wenn nicht sogar die beste der Welt. Aber das ist etwas ganz anderes als eine industrielle Lieferkette.
Eine Möbelfabrik benötigt industrielle Mengen an Holz, mehr Holz, als jeder Baumarkt in Ihrer Nähe vorrätig hat. Und Sie brauchen es schnell und günstig. Es hat sich herausgestellt, dass die Vereinigten Staaten über eine gute Lieferkette für Holz verfügen, weshalb sie trotz höherer Löhne Essstäbchen nach China exportieren.
Was das iPhone betrifft, so befinden sich alle Fabriken, die die benötigten Komponenten herstellen, in Asien. Das ist ein Grund, warum es trotz eines Zolls von 54 Prozent billiger ist, das iPhone in China zu montieren als in den Vereinigten Staaten. Es ist billiger und schneller, diese Komponenten aus nahe gelegenen Fabriken in Asien zu beziehen, als sie aus den USA zu importieren, die diese Komponenten ohnehin aus Asien kaufen müssen.
Lieferketten klingen kompliziert, sind es aber nicht. Wenn man die benötigten Komponenten nicht zu einem vernünftigen Preis und innerhalb eines angemessenen Zeitraums für die Herstellung eines Endprodukts bekommen kann, spielt es keine Rolle, wie hoch die Zölle sind – man muss sie importieren, weil man sie vor Ort nicht herstellen kann.
Drittens: Die USA haben das Know-how nicht. Apple weiß, wie man ein iPhone baut, aber vielleicht nicht, wie man die einzelnen Komponenten herstellt. Es mag trivial erscheinen, das Glas herzustellen, das Ihren Finger von der Elektronik trennt, die Ihnen den Zugang zum Internet ermöglicht, aber es ist schwierig.
Die Welt kauft Halbleiter aus Taiwan, nicht nur wegen der relativ günstigen Arbeitskräfte und der hervorragenden Lieferkette, sondern weil man dort weiß, wie man die besten Halbleiter der Welt herstellt. Selbst mit unbegrenzten finanziellen Mitteln könnten die USA das nicht kopieren, weil schlicht das Know-how fehlt.
Ein Zoll von 54 Prozent löst dieses Problem nicht. Die USA müssen auch weiterhin Halbleiter aus Taiwan kaufen, was vielleicht der Grund dafür ist, dass die Regierung hier eine Ausnahme gemacht hat.
Doch dieses Problem betrifft nicht nur Halbleiter. Die Amerikaner haben auch vergessen, wie man Produkte herstellt, die fälschlicherweise als selbstverständlich angesehen werden.
Mein Unternehmen stellt Lernspielzeug aus Kunststoff her, das „Brain Flakes“ heißt. Um Brain Flakes herzustellen, schmilzt man Kunststoff und presst ihn in Metallformen. Würden wir die dafür benötigten Maschinen und Formen importieren, würde das eine Zeit lang funktionieren, aber sobald eine dieser Formen kaputt geht, hätten wir ein Problem, denn es gibt in den Vereinigten Staaten fast keine Formenbauer mehr. Die Menschen, die wussten, wie man Formen baut und repariert, sind entweder verstorben oder längst in Rente. Im Falle eines Problems müssten wir eine neue Form aus China bestellen oder unsere zurückschicken, wodurch die Produktion für Monate stillstehen würde.
Die Menschen trivialisieren die Komplexität und Schwierigkeit der Fertigung. Doch ohne das dafür nötige Know-how spielt es keine Rolle, wie hoch der Zoll ist. Das Produkt wird nicht in Amerika hergestellt werden.
Viertens: Die effektiven Arbeitskosten in den Vereinigten Staaten sind höher als es scheint. Ein verbreiteter Glaube ist, dass die USA Produkte in China statt im eigenen Land herstellen, weil die Arbeitskräfte dort billiger sind. Das stimmt zwar, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Chinesische Arbeitskräfte sind nicht nur billiger. Sie sind auch besser.
Chinesische Arbeiter arbeiten länger, sind zufriedener und körperlich schneller; sie können Dinge tun, die amerikanische Arbeitskräfte nicht können. Das sind jahrelang erworbene Fähigkeiten, aber auch eine Kultur, die auf harter Arbeit und Bildung basiert, die es in den Vereinigten Staaten nicht mehr gibt.
Ja, die Löhne in China sind niedriger, aber es gibt viele Länder, in denen die Löhne noch niedriger sind als in China. Es sind die Arbeitsmoral, das Know-how und das Engagement in Verbindung mit einer erstklassigen Infrastruktur, die China heute zum mächtigsten Produktionsland der Welt machen.
Fünftens: Den USA fehlt die Infrastruktur. Die Vorleistungen für die Produktion sind nicht nur Materialien, Arbeitskräfte und Know-how. Man braucht auch eine Infrastruktur wie Strom und gute Straßen für den Transport.
Seit dem Jahr 2000 ist die Stromerzeugung pro Kopf in den USA unverändert geblieben. In China ist sie im gleichen Zeitraum um 400 Prozent gestiegen. China erzeugt heute mehr als doppelt so viel Strom pro Kopf wie die Vereinigten Staaten. Warum? Wegen der Fertigung.
Um die Maschinen zu betreiben, die die Produkte herstellen, braucht man Strom, und zwar viel davon. Die Vereinigten Staaten haben bereits jetzt mit Stromschwankungen zu kämpfen. Ohne den Bau riesiger neuer Energieinfrastrukturen kann die Produktionsleistung nicht sinnvoll gesteigert werden. Für die Produktion muss jede einzelne Komponente von Fabrik zu Fabrik transportiert werden, wodurch sich die Zahl der Lkw auf den Straßen um ein Vielfaches erhöht.
Mehr Straßen zu bauen, die Seehäfen zu modernisieren, die Flughäfen und Bahnhöfe zu verbessern und Kraftwerke in dem Land zu bauen, in dem der Bau am teuersten ist, ist ein gewaltiges Unterfangen, das viele nicht einzuordnen wissen, wenn sie sagen: „Na ja, wir werden es einfach in Amerika herstellen“.
Sechstens: Made in America braucht Zeit. Wir haben vor den Wahlen im November 2024 eine Bestellung im Wert von 50.000 Dollar bei unserem Lieferanten in Übersee aufgegeben. Zum Zeitpunkt der Bestellung gab es keine Einfuhrzölle auf die Waren. Als die Lieferung eintraf, wurde ein Zollsatz von 20 Prozent erhoben, und wir erhielten eine unerwartete Rechnung über 10.000 Dollar. Bei vielen Produkten kann es leicht 180 Tage dauern, bis sie von der Bestellung bis zu Ihrer Haustür gelangen, und diese Zollpolitik scheint das nicht zu verstehen.
Selbst unter den günstigsten rechtlichen Rahmenbedingungen dauert es mindestens zwei Jahre (wenn man die Genehmigungen erhält), um eine Fabrik in den Vereinigten Staaten zu bauen. Ich weiß das, weil ich es selbst gemacht habe. Von da an kann es sechs Monate bis zu einem Jahr dauern, bis sie effizient arbeitet. Es kann Monate dauern, bis die Produkte vom Band laufen. All dies ignoriert die gesamte Infrastruktur, die für die neue Fabrik aufgebaut werden muss (neue Straßen, neue Kraftwerke usw.).
Mit anderen Worten: Bis „Made in America“ Realität wird, werden die Amerikaner einen neuen Präsidenten gewählt haben.
Siebtens: Unsicherheit und Komplexität im Zusammenhang mit den Zöllen. Um mit der Produktion in den Vereinigten Staaten zu beginnen, muss ein Unternehmen große Investitionen tätigen. Es muss neue Maschinen kaufen und, wenn kein geeignetes Gebäude vorhanden ist, ein neues Gebäude errichten. Das kostet viel Geld und in den USA deutlich mehr als in anderen Ländern. Als Gegenleistung für dieses Risiko muss es einen Gewinn geben. Ist dieser Gewinn ungewiss, wird niemand diesen Schritt wagen.
Im vergangenen Monat hat der Präsident einen Zoll von 25 Prozent auf Mexiko verhängt, ihn dann wieder zurückgenommen, nur um ihn erneut zu erheben und schließlich ein zweites Mal auszusetzen. Letzte Woche wurde erwartet, dass er neue Zölle auf Mexiko erheben würde, doch nichts geschah.
Wenn eine neue Fabrik in den Vereinigten Staaten gebaut wird, schwankt die Investition je nach Entwicklung der Zölle und der allgemeinen Lage zwischen einem möglichen Erfolg und einem katastrophalen Verlust. Derzeit baut niemand Fabriken und niemand mietet sie, weil keine Gewissheit besteht, dass diese Zölle Bestand haben werden. Woher weiß ich das? Ich habe eine Fabrik gebaut in einem Industriegebiet in Austin, Texas. Vor zwei Wochen habe ich die Miete um 40 Prozent gesenkt, aber ich finde keinen einzigen gewerblichen Mieter.
Die Zölle haben die Geschäftstätigkeit zum Erliegen gebracht, weil niemand ein großes Risiko eingehen will, das von einer Politik abhängt, die sich nächste Woche wieder ändern kann.
Darüber hinaus sind die Zölle verwirrend, schlecht kommuniziert und komplex. Wer heute etwas aus China importieren möchte, muss den ursprünglichen Einfuhrzoll zuzüglich eines „Fentanyl-Zolls“ von 20 Prozent, eines „Gegenseitigkeitszolls“ von 34 Prozent und eines zusätzlichen „Venezolanischen Ölzolls“ von 25 Prozent hinzurechnen, falls festgestellt wird, dass China venezolanisches Öl kauft.
Das Problem ist, dass es keine Liste der Länder gibt, die venezolanisches Öl importieren, die vom Weißen Haus bereitgestellt wird. Niemand weiß, ob man diese 25 Prozent hinzufügen muss oder nicht. Und man weiß aufgrund der unklaren Formulierungen auch nicht, wann diese Zölle in Kraft treten werden.
Da sich die Kosten weder mit Sicherheit noch mit Genauigkeit berechnen lassen, werden sämtliche Geschäftsaktivitäten beeinträchtigt, was zu einer Rezession oder sogar Schlimmerem führen kann.
Achtens: Es gibt keine Arbeitskräfte, um gute Produkte herzustellen. In China stellen über eine Milliarde Menschen verschiedenste Dinge her. Derzeit suchen in den Vereinigten Staaten 12 Millionen Menschen Arbeit (Arbeitslosigkeit: 4 Prozent). Wenn man einmal von der vergleichsweise geringen Effizienz der Arbeitskräfte und den Milliarden von Menschen, die außerhalb Chinas Produkte herstellen, absieht – wo sind dann die Menschen, die diese Jobs machen sollen?
Und wo sind die Manager, die diese Menschen leiten sollen? Einer der Gründe für den Rückgang der Produktion in den Vereinigten Staaten ist die Abwanderung von Fachkräften in besser bezahlte Branchen. Werden Menschen, die an der Börse, im Immobiliensektor, im Risikokapitalgeschäft und in Start-ups Geld verdienen, plötzlich anfangen, Hemden zu nähen? Es ist völlig unrealistisch anzunehmen, dass Menschen aus Branchen mit oberflächlich hoher Produktivität, die vom starken US-Dollar profitieren, in Bereiche mit geringer Wertschöpfung wechseln werden.
Die Vereinigten Staaten versuchen, Arbeitsplätze zurückzuholen, die China nicht einmal will. Peking hat Maßnahmen zur Reduzierung der Niedriglohnproduktion ergriffen, doch die USA erheben Zölle, um sie zurückzuholen. Das ist nur schwer nachzuvollziehen.
Neuntens: Automatisierung wird die USA nicht retten. Die meisten Menschen glauben, dass die amerikanischen Fertigungsbetriebe aufgrund der Arbeitskosten nicht wettbewerbsfähig sind. Und dass dieses Problem durch Automatisierung gelöst werden kann. Sie irren sich.
Erstens installiert China jährlich sieben Mal so viele Industrieroboter wie die Vereinigten Staaten. Zweitens sind chinesische Roboter billiger. Drittens kann der Großteil der heutigen Fertigung, die von Menschen ausgeführt wird, nicht automatisiert werden. Wenn dies möglich wäre, hätte China dies bereits getan, das wiederum im Vergleich zum Rest der Welt zunehmend hohe Arbeitskosten hat.
Es ist unwahrscheinlich, dass der amerikanische Erfindergeist der Flut chinesischer Industrieroboter standhalten kann. Das erste kommerzielle Elektrofahrzeug wurde in den Vereinigten Staaten entworfen und gebaut, aber heute dominiert China die weltweite Produktion von Elektrofahrzeugen. Bei Industrierobotern wird es wahrscheinlich genauso sein.
Zehntens: Die Durchsetzung der Zölle wird ungleichmäßig und manipuliert sein. Stellen Sie sich zwei Unternehmen vor, die Waren in die Vereinigten Staaten importieren. Das eine hat seinen Sitz in China, das andere in den Vereinigten Staaten. Beide geben falsche Angaben zum Wert ihrer Waren an, um weniger Zölle zu zahlen.
Was passiert mit dem chinesischen Unternehmen? Vielleicht verliert es eine Lieferung, weil sie von der US-Regierung wegen Betrugs beschlagnahmt wird, aber es muss keine zusätzlichen Strafen zahlen, da es in China ansässig ist und somit dem US-Rechtssystem nicht unterliegt.
Was passiert mit dem US-Unternehmen? Die Eigentümer kommen ins Gefängnis. Wer wird Ihrer Meinung nach mehr bei den Zöllen betrügen, das chinesische oder das US-Unternehmen? Genau.
Mit anderen Worten: Paradoxerweise schaden die Maßnahmen, die den Amerikanern helfen sollen, ihnen mehr als der Konkurrenz, die sie eigentlich bestrafen sollen.
Elftens: Die Zollpolitik ist falsch strukturiert. Als die Vereinigten Staaten 2018 Zölle auf China erhoben, verlagerte das Land einen Großteil seiner Produktion nach Vietnam, wo es keine Zölle gab. Vietnam, dessen Arbeitskräfte denen Chinas viel ähnlicher sind als denen der Vereinigten Staaten, konnte seine Nähe zu China für seine Lieferkette nutzen und in den letzten etwa sieben Jahren langsam eine eigene entwickeln. Da die vietnamesischen Löhne noch niedriger sind als die chinesischen, gingen die Arbeitsplätze nicht in die Vereinigten Staaten, sondern einfach nach Vietnam.
Heute sind die USA dabei, den gleichen Fehler auf andere Weise zu wiederholen. Die US-Regierung hat Zölle auf Fertigwaren und Komponenten gleichermaßen erhoben. Genauer: Sie hat auf die Komponenten, die man in Amerika zur Herstellung von Produkten benötigt, die gleichen Steuern erhoben wie auf Fertigprodukte, die außerhalb Amerikas hergestellt wurden.
Die Fertigung funktioniert mit einer gewissen Verzögerung. Um in Amerika produzieren und verkaufen zu können, muss man zunächst die Rohstoffe und Komponenten beschaffen. Doch diese Zölle werden die Hersteller in den Ruin treiben.
Und es kommt noch schlimmer. Die Trump-Administration hat ebenfalls Zölle auf Maschinen erhoben. Alle Maschinen, die für eine Fabrik benötigt und nicht in den USA hergestellt werden, sind jetzt deutlich teurer. Es gibt in den Vereinigten Staaten einen chronischen Mangel an Transformatoren für die Stromübertragung. Auch darauf wurden Zölle erhoben.
Die Zölle orientieren sich an den Warenpreisen. So wie die Trump-Administration diese Zölle strukturiert hat, zahlen Fabriken in China, die in die Vereinigten Staaten exportieren, niedrigere Zölle als amerikanische Importeure, da die chinesische Fabrik den Wert der Waren zu ihren Kosten angeben kann, während der amerikanische Importeur die Kosten zahlt, die ihm die Fabrik in Rechnung stellt.
Prognose: Wie sich die Zölle auswirken werden
Fazit: Diese Politik wird die Produktion nicht zurück in die Vereinigten Staaten bringen und „Amerika wieder großartig machen“. Im Gegenteil, sie wird das Land ärmer machen.
Viele prognostizieren, dass diese Zollpolitik das „Ende der Globalisierung“ bedeutet. Das glaube ich nicht. Sofern diese Politik nicht schnell geändert wird, ist dies das Ende der Teilnahme Amerikas an der Globalisierung. Hätten die USA diese Politik 2017 oder 2018 eingeführt, hätte sie viel größere Erfolgschancen gehabt. Das war vor Covid. Damals war China wirtschaftlich viel schwächer. Jetzt haben sich die Chinesen acht Jahre lang auf diesen Moment vorbereiten können.
Der Anteil des Handels mit den Vereinigten Staaten am gesamten Export Chinas ist heute viel geringer als vor acht Jahren. Heißt, heute ist China viel weniger anfällig für Strafzölle aus den Vereinigten Staaten als damals.
Chinesische Autos, insbesondere Elektrofahrzeuge, erobern die Welt im Sturm – auch ohne die Vereinigten Staaten. In Mexiko, Thailand oder Deutschland sind zunehmend chinesische Elektrofahrzeuge auf den Straßen zu sehen. Und sie sind gut, manchmal sogar besser als US-amerikanische Autos, und das nicht nur pro Dollar, sondern einfach von besserer Qualität.
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Roger Boyd | 29. Januar 2025
Die Globalisierung wird ohne die Vereinigten Staat weitergehen, wenn diese Politik unverändert fortgesetzt wird.
Drei Gründe, die Produktion tatsächlich zurückzuholen
Das alles heißt aber nicht, dass es keine guten Gründe gäbe, die Produktion von verschiedenen Sektoren zurück in die USA zu holen.
Zum einen aus Gründen der nationalen Sicherheit: Wenn ein anderes Land die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln, Halbleitern oder Antibiotika unterbrechen kann, besteht Abhängigkeit. Die Vereinigten Staaten müssen in diesen Bereichen über große flexible Kapazitäten verfügen.
Das erleichtert zweitens Innovationen. Wenn die Fabrikhalle nur einen Flur weiter liegt und nicht 30 Stunden entfernt, sind Rahmenbedingungen für Verbesserungen und Innovationen ungleich günstiger. Die USA brauchen die Produktion von hochwertigen Gütern für ihre wirtschaftliche Zukunft. Es wird schwierig sein, künstliche Intelligenz in der Fertigung einzusetzen, wenn dies nicht vor Ort geschieht.
Ohne eine lebendige Fertigungsindustrie liegen drittens Potentiale von Arbeitskräften brach. Nicht jeder ist für einen Bürojob gemacht, würde aber umso mehr in der Fertigung glänzen. Aber diese Jobs gibt es entweder nicht, oder sie sind schlecht bezahlt.
Zölle sind nicht per se schlecht, aber sie müssen langsam angehoben werden. Anstatt Produkte plötzlich per Präsidialdekret mit 100 Prozent zu verzollen, bräuchte es eine durchdachte und schrittweise Anhebung von etwa 25, dann 50 und danach von 75 Prozent pro Jahr. Vor allem aber müssen Zölle rechtssicher und langfristig verlässlich sein. Sie müssen in Gesetzen festgeschrieben werden, nicht per Dekret verordnet. Nur so können Unternehmen planen und willens sein, die notwendigen Risiken einzugehen, um in den Vereinigten Staaten zu produzieren.
Der Artikel ist gekürzt und erschien ursprünglich auf dem Blog von Molson Hart.