Der Populismus ist längst nicht vorbei

In seinem Bestseller „Values, Voice and Virtue“ bettet der Soziologe Mathew Goodwin das Brexit-Votum und die Turbulenzen der britischen Politik der letzten Jahre nachvollziehbar in eine längere Vorgeschichte ein.

Als der britische Premier Rishi Sunak letztes Jahr zum Nachfolger der glücklosen Liz Truss ernannt wurde, reagierten manche Kommentatoren mit Erleichterung. „Großbritannien steht vor einer neuen Ära der vernunftbasierten Politik“, titelte Die Welt. Sunak hatte sich zwar 2016 auf die Seite des Brexit geschlagen, doch der ehemalige Banker und Goldman Sachs Analyst weckt bei den Kritikern des EU-Austritts neue Hoffnung: „Nach sechs chaotischen Jahren des Populismus zieht nun jemand in die Nummer 10 Downing Street ein, der alles symbolisiert, was die Populisten hassen“, schrieb der Kommentator der Welt.

Die Hymnen auf das Ende des Populismus sind jedoch verfrüht. Großbritannien befindet sich inmitten eines Prozesses tiefgreifender politischer Veränderungen. Und die Spannungen, die 2016 zur Brexit Wahl führten, sind längst nicht überwunden. Das, zumindest, ist eine der Botschaften des jüngsten Buches von Mathew Goodwin, welches sich seit Wochen auf der Sunday Times Bestsellerliste befindet. Goodwin ist Soziologe und Demoskop und lehrt Politik an der Universität Kent. Er ist kein Unbekannter, denn er analysiert die tiefen Gräben, die die britische Gesellschaft spalten, seit vielen Jahren. Das neueste Buch, mit dem Titel, „Values, Voice and Virtue: The New British Politics” [„Werte, Stimme und Tugend: Die neue britischer Politik“] folgt seinem ebenfalls sehr erfolgreichen Werk „National Populism“, das 2018 zum Sunday Times Buch des Jahres auserkoren wurde.