Die Wohlfahrtsökonomie und ihre Verlierer
Die Wohlfahrtsökonomie will der Vermarktlichung der Welt die Absolution erteilen. Doch ihr Versuch, eine Rechtfertigung für das Problem der Verlierer des Wettbewerbs zu liefern, ist gescheitert.
Eigentlich ist die Wohlfahrtsökonomie angetreten, um die vom Philosophen Michael Sandel ausgemachte „moralische Leerstelle“ auszufüllen, welche die sich wertfrei wähnende Standardökonomik hinterlassen hat. Doch wer sich einmal mit Wohlfahrtsökonomie beschäftigt hat, wird erstaunt sein, dass sich dort die gleichen Formelsammlungen finden wie in den sonstigen Publikationen der Volkswirtschaftslehre auch. Um nicht als verantwortungslos zu gelten, hat man die ethischen Fragen in die – nach Michael Burda – „normative Volkswirtschaftslehre“ ausgelagert, womit offenbar die Wohlfahrtsökonomie gemeint ist.
Diese Arbeitsteilung soll sicherstellen, dass die eigentliche, die nach Burda „positive Volkswirtschaftslehre“ weiterhin von ethischen Einwänden unbehelligt betrieben werden kann. Um so unangreifbarerer soll sie ihrer Arbeit der Rechtfertigung der Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse nachgehen dürfen. Ein Unterschied besteht ohnehin nicht, ist doch der Wohlfahrtsökonomik lediglich die Aufgabe zugewiesen, die Position der Standardökonomik „näher zu begründen“, wie es Gregory Mankiw und Mark Taylor in ihrem Standardwerk „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ schreiben.[1]
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