Lost Labour

Securonomics sollte das Äquivalent zu Bidenomics sein. Doch längst ist der großspurige Investitionsplan von Labour der Haushaltsdisziplin zum Opfer gefallen. Rachel Reeves ist die Verkörperung einer Partei, die von Angst gelähmt ist.

"Securonomics" heißt die neue wirtschaftspolitische Strategie der Labour-Partei, die Schattenkanzlerin Rachel Reeves im Mai in den Vereinigten Staaten vorstellte. Falls Sie es für seltsam halten, dass eine Partei ihr wirtschaftspolitisches Manifest vor einem ausländischen Publikum und nicht vor ihren eigenen Wählern vorstellt, dann trifft das zu. Das gegenteilige Szenario - ein amerikanischer Parteiführer, der nach Großbritannien reist, um sein Wahlprogramm vorzustellen - wäre unvorstellbar. In der Tat kann man sich kaum ein aufschlussreicheres Beispiel für das vorstellen, was Perry Anderson die "Hyper-Subalternität der britischen politischen Klasse zu den USA" nannte. Wenn es etwas Besonderes in den Beziehungen zwischen Großbritannien und den USA gibt, dann ist es die Unfähigkeit des einstigen Empires, seinen Minderwertigkeitskomplex angesichts des globalen Niedergangs Amerikas zu überwinden.

Es stellte sich jedoch heraus, dass es einen weiteren Grund für Reeves' Reise in die USA gab: Sie war gekommen, um zu betonen, dass Securonomics sozusagen das britische Äquivalent zu "Bidenomics" ist - Amerikas neuem Wirtschaftsparadigma, das kürzlich in einer Rede des nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan vorgestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit räumte Sullivan ein, dass der alte Washingtoner Konsens - der auf Privatisierung, Deregulierung und Hyperglobalisierung beruht - gescheitert ist. Er hat, wie er andeutete, Amerikas Arbeiterklasse und Mittelschicht zerstört, die industrielle Basis und die Infrastruktur ausgehöhlt und das Land bei der Versorgung mit allem - von Energie über Lebensmittel bis hin zur medizinischen Grundversorgung - übermäßig abhängig von Importen gemacht. Das Gleiche gilt natürlich auch für die meisten westlichen Nationen.