Mario Draghi – der Architekt Europas Abhängigkeit
Der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi wird als weitsichtiger Staatsmann gefeiert. Dabei prangert er nur die Folgen jener Politik an, die er selbst befördert hat.
Mario Draghi liebt die große Geste. „Jahrelang“, verkündete er am vergangenen Freitag auf der Konferenz Rimini Meeting 2025 in der gleichnamigen Stadt, „glaubte die Europäische Union, dass ihre wirtschaftliche Dimension mit 450 Millionen Verbrauchern geopolitische Macht und Einfluss in den internationalen Handelsbeziehungen mit sich bringe.“ Doch dieses Jahr werde in Erinnerung bleiben, als Jahr, in dem diese Illusion zerplatzte. Die EU sei von den Vereinigten Staaten unter Druck gesetzt worden, schädliche Zölle und unnötig hohe Militärausgaben zu akzeptieren – „in Formen und Ausmaßen, die Europas Interessen vermutlich nicht widerspiegeln“. Zugleich sei sie in Konflikten von Gaza bis zur Ukraine auf die Rolle eines bloßen „Zuschauers“ reduziert worden, monierte der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank und frühere italienische Ministerpräsident.
Draghi wird oft für seine seltene Offenheit bei der Analyse Europas gelobt, eine Eigenschaft, die ihm den Ruf eingebracht hat, zu den scharfsinnigsten Denkern des Kontinents zu zählen. Und in der Tat hat er recht, wenn er betont, dass die neoliberale Architektur der EU – gegründet auf einer „bewussten Reduzierung staatlicher Macht“ zugunsten regelbasierter Marktmechanismen – Europa kläglich unvorbereitet gelassen hat, in einer Welt, in der militärische und ökonomische Macht zunehmend im Dienste nationaler Interessen eingesetzt wird.
[...]Nichts schreibt sich von allein!
MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.
Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.
Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.
Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.
ABONNIEREN SIE MAKROSKOP