Ag(g)ro Chemie
Geht es nach schwedischen Forschern, muss das EU-Zulassungsverfahren für Pestizide reformiert werden. Hintergrund ist ihre aktuelle Studie, die belegt: Agrochemiekonzerne haben Toxizitätsstudien zurückgehalten, die Entwicklungsstörungen des zentralen Nervensystems nachweisen.
In der EU sind Pestizidhersteller maßgeblich beim Zulassungsverfahren beteiligt: Sie geben Studien zu ihren eigenen Wirkstoffen selbst in Auftrag und reichen die Daten an die EU-Behörden weiter. Diese werden in einem Dossier gesammelt und von Vertretern der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) und Experten aus den EU-Mitgliedstaaten bewertet. Ihre Schlussfolgerungen und Empfehlungen übergeben die Behördenvertreter an die Mitgliedsstaaten. Letztere entscheiden auf dieser Grundlage über die Zulassung.
Die Chemiekonzerne sind gesetzlich verpflichtet, alle durchgeführten Studien vorzulegen. Eine schwedische Studie zeigt nun, dass dies bei einem Viertel der Toxizitätsstudien nicht der Fall war: Dem Forscherteam fiel auf, dass bei der US-Umweltbehörde Epa (Environmental Protection Agency) 35 Studien zur Zulassung bestimmter Wirkstoffe eingereicht worden waren, bei der Efsa aber nur 26. Bei den neun fehlenden Studien handelte es sich um solche, die auf schädliche Auswirkungen auf die Hirnentwicklung (DNT: Developmental Neurotoxicity, Entwicklungsneurotoxizität) bei Föten und Kindern schließen lassen und „tatsächliche oder potenzielle regulatorische Auswirkungen“ gehabt hätten.
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