Ein verkürztes „Gedankenexperiment“
Die Volkswirtin Friederike Spiecker bringt mögliche Alternativen zu Zinserhöhungen ins Spiel, um die Inflation zu bekämpfen. Doch ihr Gedankenexperiment wird dem Problem kaum gerecht.
Es hörte sich wie das Ende einer langen Reise an, als die Europäische Zentralbank (EZB) Ende Oktober verkündete, ihre drei Leitzinssätze[i] nicht weiter anzuheben. Die weitreichenden Verschiebungen im Welthandel im Zuge des Ukrainekriegs lassen den Eindruck entstehen, dass unglaublich viel passiert ist. Dabei war die Zinsreise im Verhältnis zur Nullzinsphase gar nicht so lang: Nach mehr als einem halben Jahrzehnt Nullzinspolitik beschlossen die Währungshüter Mitte 2022 die Leitzinssätze wieder anzuheben. Nach rund einem Jahr Zinserhöhungen lag der Zinssatz für das Hauptfinanzierungsgeschäft schon bei 4,5 Prozent. Das soll nun erstmal so bleiben.
In einer Pressemitteilung begründete die EZB ihre Zinspause damit, dass die Zinserhöhungen nachfragedämpfend gewirkt und damit zum Sinken der Inflation beigetragen hätten. Die Inflation ist im September immerhin „merklich zurückgegangen“. Da lag sie im Euroraum bei 4,3 Prozent – also nur noch 2,3 Prozent über dem EZB-Zielinflationswert von 2 Prozent.
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