Aufgelesen

Die Ökonokratie

| 28. September 2020
istock.com/RomanBabakin

Drei Studenten aus Manchester haben 2017 ein Buch veröffentlicht, das wieder hochaktuell ist: die Rolle der Ökonomen als Technokraten in unserer Demokratie. Die Autoren suchen nach Wegen, wie wir Ökonomie ohne die Vermittlung von (Top-)Ökonomen begreifen können.

Mit dem Kofferwort ››Ökonokratie‹‹ – zusammengesetzt Ökonomie und Technokratie – wird eine Gesellschaft skizziert, in der politische Ziele nach ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft definiert werden. Letztere hat in der Ökonokratie den Nimbus eines eigenständigen Systems mit einer eigenen Logik, das Experten benötigt, um es zu verwalten.

Damit ist das wesentliche Argument des Buchs ››The Econocracy - The perils of leaving economics to the experts‹‹ schnell zusammengefasst. Es beruht auf Arbeiten von Studenten der ››Post-Crash Economics Society‹‹ – vergleichbar mit den Pluralen Ökonomen aus Deutschland –, die darin kulminieren: Es besteht ein demokratisches Defizit, weil eine ökonomische Autorität ohne entsprechende öffentliche Aufsicht herrsche. Die mit einer unangebrachten Selbstsicherheit versehenen Ökonomen würden der Idee anhängen, dass sie die Wirtschaft ohne Input der Öffentlichkeit selbst steuern könnten, so die Kritik der Autoren Cahal Moran, Zach Ward-Perkins und Joe Earle, damals allesamt Studenten der University of Manchester. Seltsamerweise werden aber die wesentlichen Probleme unserer Zeit - Umweltkatastrophen, Ungleichheit, Finanzkrisen - in der Disziplin entweder gar nicht oder nur stark simplifiziert behandelt. Dies würde der gesellschaftlichen Komplexität nicht gerecht werden.

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