Türkische Wirtschaft

Türkei: 20 Jahre Krisen, Kredite und Klientelismus

| 17. Dezember 2023
imago / Pacific Press Agency

Erdogan scheint fest im Präsidentensattel zu sitzen. Das liegt auch am Versagen der Opposition und ihrer Ökonomen. Denn die Wirtschaftsgeschichte der letzten 20 Jahre ist von miteinander in Konflikt stehenden Dynamiken geprägt.

Die Wirtschaftskrise im Jahr 2001 war für die türkische Wirtschaft eine Zäsur. Das Land liberalisierte den Kapitalverkehr und privatisierte fast alle öffentlichen Unternehmen, um das wachsende Haushaltsdefizit auszugleichen. In der Folge wuchs die Importabhängigkeit der türkischen Wirtschaft – das Leistungsbilanzdefizit stieg. Der Zufluss von ausländischem Finanzkapital wertete den Kurs der türkischen Lira auf, was wiederum die Inflation drückte und Importe verbilligte. Auch das Haushaltsdefizit verringerte sich – aber nicht aufgrund der Privatisierungen, sondern wegen der hohen Steuern auf importierte Konsumgüter und Rohstoffe.

Diese Wirtschaftspolitik ging so lange gut, bis sich das ausländische Finanzkapital ab 2016 zunehmend aus dem Land zurückzog. Die Entwicklung mündete schließlich in einem steigenden Spardefizit in dem Sinne, dass das Haushaltsdefizit das Leistungsbilanzdefizit nicht überstieg. Wäre, wie in den USA, das Haushaltsdefizit größer als das Leistungsbilanzdefizit, hätte die Türkei einen Sparüberschuss.

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