Kommentar

Mythen, Monster, Mutationen  

| 24. November 2021
Platons Allegorie zum Höhlengleichnis von 1604, Stich von Jan Saenredam

Der Mythos, dass Marktgesetze das gesellschaftliche Ganze naturgesetzlich steuern, mutiert in der Krise zum Monster und jenen Systemzwängen, die Unheil über die Menschen bringen.

‚Überrascht‘ ist eigentlich nicht das richtige Wort, wenn man alle Jahre wieder hört, dass der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften vergeben wurde. Dabei gibt es den gar nicht! Was es gibt, ist ein „Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel“. Und der wird auch erst seit 1968 verliehen. Ein Meisterstück ideologischen Etikettenschwindels müsste man es also nennen.

Alfred Nobel hatte wohl nicht ohne Grund, dem, was allgemein unter dem Begriff Wirtschaftswissenschaft subsummiert wird, die Weihe der Wissenschaftlichkeit verweigert. Charles Darwin dagegen hätte ihn sicherlich gekriegt. Was dann allerdings die Ideologen der Marktwirtschaft mit seiner Evolutionstheorie angerichtet haben, ist allgemein bekannt. Die 1:1-Übertragung auf menschliches Verhalten, dass sich nur der Gesunde und Starke in der Gesellschaft durchsetzt, scheint dann doch – vor allem, weil die Nazis dieses Prinzip in Verbindung mit ihrer Rassenideologie so ungebrochen wie schamlos (aus-)genutzt haben – ein wenig plump für eine ernstzunehmende allgemeine Gesellschaftsanalyse zu sein.

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