Die Zerstörung des ÖPNV
Berlin und Stuttgart sind ein Musterbeispiel für die systematischen Versäumnisse und falschen Weichenstellungen der deutschen Verkehrspolitik. Doch dort lassen sich auch Ansatzpunkte für Alternativen zeigen.
Die Abschaffung der Straßenbahn im Westteil Berlins in den 1960er Jahren war ein klassischer Schildbürgerstreich. Eine Dummheit, die sich der Ostteil zum Vorteil derer, die heute dort wohnen, ersparte. Dort kann man immer noch genießen, was in Städten wie Augsburg, Mannheim, Karlsruhe, Zürich und Basel seit über hundert Jahren – mit mehr oder weniger großen Einschränkungen – möglich ist: ebenerdig einzusteigen und sich mit Sicht auf die städtische Szenerie bewegen zu lassen – dank moderner Technik inzwischen sanft gleitend, ohne Ruckeln und Rattern.
Wenn der Hauptbahnhof zehn Jahre nach der Inbetriebnahme erst durch einen kleinen Wurmfortsatz des Ostberliner Trambahnnetzes erreicht wird, dann ist das die Selbstanzeige der Inkompetenz durch die Berliner Verkehrsplanung. Der Berliner Hauptbahnhof, ein dysfunktionaler Bau, der weder als Bahnhof, noch – was die Hauptintention seiner Erstellung gewesen sein mag – als Shopping-Mall funktioniert[1], steht immer noch weitgehend ohne komfortable Anbindung an den Nahverkehr da, was für den Hauptbahnhof einer Metropole jedoch essentiell wäre. In Auftrag gegeben wurde dieser Bau von einem Bahnvorstand, der mehrheitlich vom Bahnbetrieb nichts zu verstehen schien[2], an ein Architekturbüro, das davon offenkundig noch weniger Ahnung hatte. Bejubelt wurde er bei Fertigstellung quer durch alle Feuilletons, in denen es kaum jemand zu geben scheint, der regelmäßig Bahn fährt und jenseits einer Erfahrungsbasis, die sich auf Presseführungen beschränkt, darüber hätte berichten können. Ein weiterer Fall des Versagens der Qualitätsmedien, welches allein die FAZ mit fünf Jahren Verspätung reuevoll korrigierte.[3]
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