Dienst an der Gemeinschaft

Ende der Wehrpflicht: Kein fortschrittlicher Akt

| 29. März 2022
istock.com/huettenhoelscher

Die Aussetzung der Wehrpflicht war das Anbiedern an den Zeitgeist eines verantwortungslosen Individualismus. Dabei war sie keine Schikane, sondern ein Teil der Sozialisierung der neuen Generation.

Wer ein Beispiel dafür sucht, wie schnell sich die Welt verändert, muss sich nur die Debatte über die Wehrpflicht anschauen.  Sie hat seit dem Krieg in der Ukraine wieder die Öffentlichkeit erreicht und die Stimmen derer, die ihre Aktivierung fordern, nehmen zu. Das ist gut, denn zu der von der Regierung ausgerufenen Zeitenwende gehört auch, über die Irrtümer der Vergangenheit nachzudenken.

Ausgesetzt wurde der Pflichtdienst im Juli 2011 vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CDU). Die Zustimmung für diesen Schritt war weit über die Parteiengrenzen hinweg sehr groß und er galt schnell als ein Meilenstein einer neuen fortschrittlich liberalen Politik. Schon im vorangegangenen Wahlkampf hatten mehrere Parteien die Abschaffung gefordert. Von einer Schikane, die zudem für die Sicherheit des Landes nicht nötig sei, sprach der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle und Jürgen Trittin von den Grünen glaubte, bezeichnenderweise, dass die Bundeswehr für ihre neuen Kriseneinsätze im Ausland von Profis besetzt sein müsse. Die Meinung entsprach dem Zeitgeist und dem Ziel, die Armee, deren Truppenstärke ohnehin seit Jahren zurückging, neu auszurichten: Lag sie in den 1980er Jahren im Schnitt noch bei über 490.000 Mann, war sie im Jahr 2010 auf fast die Hälfte herabgeschmolzen.

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