Meinung

Der Krieg und unser Unwillen zu lernen

| 23. Mai 2022

Der Beginn des 21. Jahrhunderts ist eine Epoche, in dem der Westen viel von Werten redet, aber nicht mehr aus Fehlern lernen will.

Säbelrasseln allerorten. Er ist wieder da: Der Krieg in Europa. Die Nachrichten vom Gemetzel in der Ukraine beängstigen und machen sprachlos. Während wir unsere verstörten Überzeugungen noch sortieren, wird der Sirenengesang der Aufrüstung unüberhörbar. Und hat bereits verfangen: sicherheitspolitische Neuaufstellung und Erweiterung der NATO, militärische Abschreckung und nukleare Teilhabe, Führungsrolle für Deutschland, gigantischer Militärhaushalt sind Parolen und Maßnahmen, mit denen die deutsche Politik Entschlossenheit demonstrieren möchte.

Schützenhilfe – im wahrsten Sinne des Wortes – kommt von einer Vielzahl Intellektueller. Mit Begriffen wie Geopolitik, Großraumstrategien oder Großmachtdenken, sogar mit einem diffusen Neuaufguss von Imperien, wird uns der russische Angriffskrieg erklärt. Sind die Erklärungen unterschiedlich, ihr Ergebnis bleibt das Gleiche: Wir, die westliche Wertegemeinschaft müssen jetzt wehrhaft werden, das Gute bewahren, militärisch aus- und aufrüsten. Im Grunde war der Kalte Krieg doch die Beste aller Welten. Wer das weiter bestreitet, wird verdächtig – ist bestenfalls naiv. Diese neue Allianz, besser Komplizenschaft, zwischen Politik, Medien und Wissenschaft, wenig hinterfragt, aber unterstützt von großen Teilen einer verunsicherten Bevölkerung, ist bedrückend.

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