Inflationsausgleich

Löhne indexieren? Gerne – als Version 2.0

| 20. September 2023

Steigende Preise, sinkende Reallöhne – die Linkspartei schlägt deshalb einen automatischen Inflationsausgleich vor. Tatsächlich hat eine Lohnindexierung viele Vorteile und wird in Belgien erfolgreich praktiziert.

Im Sommer 2023 hat Die Linke in Gestalt des Vorsitzenden Martin Schirdewan und des Urgesteins Gregor Gysi ein Papier vorgestellt mit dem Titel „Unser Plan für ein gerechtes Land“. Zentraler Punkt darin ist ein gesetzlicher automatischer Inflationsausgleich für alle Löhne und Gehälter (sowie Sozialleistungen). Dabei lernte die - wahrscheinlich darob recht erstaunte, ich war es zugegebenermaßen jedenfalls - Leserschaft, dass Lohnindexierung kein angeblich überwundenes Relikt der 70er Jahre ist (Stichwort Scala Mobile in Italien), sondern in der EU munter weiter existiert, nämlich in Belgien, Luxemburg, Malta, Zypern. Wenn man die letzteren kleineren Staaten – die allesamt auch Steueroasen sind und deshalb vielleicht Sondereinflüsse auf das Inflationsgeschehen aufweisen – unberücksichtigt lässt, ist Belgien der interessanteste Fall. Das Land hat immerhin etwa 12 Millionen Einwohner, ist stark industrialisiert und weist ein BIP pro Kopf auf, das dem deutschen entspricht.

Praktisch geht die Indexierung dort folgendermaßen vonstatten, führen Schirdewan und Gysi aus: „In Belgien werden die Löhne und Sozialleistungen automatisch erhöht, sobald der Durchschnitt der Verbraucherpreise – der »Index« – gestiegen ist. (Der Index basiert auf den Preisen für 600 Waren und Dienstleistungen. Alkohol, Tabakwaren, Benzin und Diesel werden nicht mit einberechnet). Im Öffentlichen Dienst wird der Lohn mehrmals im Jahr angepasst, im privaten Sektor nur einmal im Jahr – zum 1. Januar. (So gab es für viele Beschäftigte zum 1. Januar 2023 11 Prozent mehr Lohn). Auch die Sozialleistungen und Renten sind in Belgien indexiert und werden entsprechend erhöht.“

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