Mythbusters
In ihrem Buch „Wirtschaftsmärchen“ entlarven die Gewerkschaftler Patrick Schreiner und Kai Eicker-Wolf etablierte Mythen über Ökonomie, Arbeit und Soziales in kurzweiligem Stil.
Zu den beliebten Konversationsthemen auf bildungsbürgerlichen Stehpartys oder in geselliger Tischrunde zählt es, sich gegenseitig über populäre Irrtümer aufzuklären. So erfährt man dort etwa, dass Napoleon entgegen der weit verbreiteten Ansicht gar nicht von so kleinem Wuchs war, maß er doch für damalige Verhältnisse normale 168 Zentimeter. Einen echten Treffer dürfte landen, wer die Königin Marie-Antoinette zugeschriebene Aussage, die Armen sollten halt Kuchen essen, wenn sie kein Brot hätten, gleich doppelt dekonstruiert. Ersten sei widerlegt, dass besagte Marie-Antoinette die Urheberin des zynischen „Bonmots“ gewesen ist, und zweitens sei es bei der Brotalternative gar nicht um den luxuriösen Kuchen gegangen, sondern um Brioche, ein damals auch für Arme nicht völlig unerschwingliches Hefegebäck. Beispiel wie diese lassen sich zahlreich wiederholen, denn das populärkulturelle Alltagsverständnis ist nicht nur im Bildungsbürgertum angereichert mit Gemeinplätzen, die unhinterfragt als wahr tradiert werden.
Von ganz anderem Kaliber sind dagegen Mythen und Legenden, die von Vertretern organisierter Interessen in gezielter politisch-ideologischer Absicht formuliert und verbreitet werden. Durch stete Wiederholung und eine sie begleitende mediale Verbreitung können sie tief in die allgemeine Weltanschauung, in den Alltagsverstand breiter Teile der Bevölkerung einsickern und sich damit als ideologisch wirkmächtig erweisen. Besonders erfolgreich waren hier in den vergangenen Jahrzehnten Vertreterinnen und Vertreter von wirtschaftsliberalen und marktradikalen Positionen, die dafür sorgten, dass entsprechendes Gedankengut in der Welt der Wirtschaft, Arbeit und des Sozialen sich in Form vermeintlich objektiver Erkenntnisse die Aura einer Allgemeingültigkeit geben konnte, die nur selten noch hinterfragt wird.
[...]Nichts schreibt sich von allein!
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