Warum der Populismus in Veendam Fuß fasst

Der Ort Veendam veranschaulicht, dass der Populismus als Protestbewegung keine Überraschung ist. Jeder Verrückte mit einer Geschichte ist der Politik automatisch einen Schritt voraus.

Neulich habe ich in einer Radiosendung von den Herausforderungen erzählt, vor denen wir wirtschaftlich stehen. Die Sendung wird immer in der letzten Stunde des Tages live übertragen. So kam ein Techniker in der Nacht zu mir nach Hause, um mit Hilfe von Kabeln, einer Box und einem Mikrofon die Tonqualität zu gewährleisten. Danach begannen wir zu reden. Der Tonmann, der aus Veendam gekommen war, entpuppte sich als die Personifizierung des Themas, über das ich gerade mit Wilfried de Jong gesprochen hatte.

Jahrelang haben zu viele Bürger nicht genug am Wirtschaftswachstum teilgehabt. Löhne und verfügbares Einkommen stiegen kaum an. Der öffentliche Sektor, von dem viele abhängig sind, wurde finanziell beschnitten. Wenn man sich die Zahlen aus der Zeit vor Corona ansieht - die Zahl der prekären Verträge, das Ausmaß der Überschuldung, die Schwierigkeiten, mit denen viele gerade so über die Runden kommen, die kleinen finanziellen Puffer, den fehlenden Zugang zu Wohlfahrt und Pflege - und dazu noch die Folgen der Rezession, dann blutet einem das Herz. Wenn die Staatshilfen im Sommer nächsten Jahres eingestellt werden, werden die tatsächlichen Kosten der Corona-Maßnahmen zum Vorschein kommen. Viele Bürger wissen das bereits.