Editorial

Das kranke Herz des Westens

| 03. November 2021
istock.com/Bobislav

Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe sind wir mit folgenden Themen für Sie da:

  • Fall eines Imperiums: Der Zusammenbruch Afghanistans ist nicht das Problem eines abgelegenen imperialen Außenpostens. Er offenbart den politischen Verfall im Herzen des Westens.
  • Königreich der Himmel: Wären die Produktivkräfte ohne ihre »kapitalistische Hülle« weniger destruktiv? Nein, die Abhängigkeit von den unter kapitalistischen Verhältnissen geschaffenen stofflichen und mentalen Strukturen wird nicht über Nacht verschwinden.
  • Risiko der Kapitalgeber: Die Frage ist nicht: Wollen wir mehr oder weniger Staat, sondern: Wie wollen wir, dass der Staat den Markt gestaltet?
  • Rot für Rentner: Die Sozialpolitik der Ampelkoalition wird die Handschrift der FDP tragen. Die Sozialrente soll eingefroren, die Altersvorsorge auf Aktienfonds umgestellt werden. Amazon, Google und die Immobilienwirtschaft wird es freuen.
  • Schrecken des Schuldenstaats: Die Schuldenbremse ist verfassungswidrig, meint der linke Ökonom Mohssen Massarrat – und bricht trotzdem eine Lanze für sie. Das ist nicht nur widersprüchlich, sondern vor allem politisch fatal.
  • Tarifschutz als Ausnahmefall: Nur noch jeder zweite abhängig Beschäftigte ist durch einen Tarifvertrag geschützt. Die Ampelkoalition will das ändern. Welche Reformen nötig sind, damit der Sozialen Marktwirtschaft nicht weiter der Boden entzogen wird.
  • Stromschock 2022? Das Selbstverständnis, dass Strom permanent verfügbar ist wie Luft oder Wasser, könnte bald mit einem Schock enden. Deutschland wird sich 2022 im ungünstigsten Fall nicht mehr aus eigener Kraft mit Elektrizität versorgen können.
  • Fristentransformation: Der Glaube, dass der Gewinn von Banken auf Zinsmargen beruht, ist populär, aber falsch: Banken müssen keine Refinanzierung ihrer Aktiva vornehmen, weil sie Geldproduzenten sind.