Schutz der Risikogruppen

Der vermeintliche Ausweg aus der Corona-Pandemie

| 24. November 2020
istock.com/Thiago Santos

Statt neuer Beschränkungen wegen Corona fordern viele einen Strategiewechsel. Sie wollen sich auf den Schutz der Risikogruppen beschränken. Was sich gut anhört, ist ethisch fragwürdig. Denkt man den Vorschlag weiter, sieht die Zukunft für viele Menschen gruselig aus.

Die Idee klingt wie die Erlösung: Wir brauchen keinen Teil-Lockdown, keine strikten Kontaktbeschränkungen. Wenn es uns gelingt, die Risikogruppen zu schützen, können alle anderen ein weitgehend normales Leben leben. Trotz Corona. Innerhalb kurzer Zeit – so die Theorie – stecken sich so viele Menschen mit dem Virus an, dass sich in der Bevölkerung eine Immunität aufbaut und die Pandemie von selbst stoppt. Wäre das nicht ein Segen? Sicher, wenn man zu den jungen gesunden Menschen gehört und tatsächlich einen milden Krankheitsverlauf erwarten darf. Aber was ist mit den anderen, mit denen, die so leicht als „Risikogruppe“ bezeichnet werden? Was heißt „besser schützen“ eigentlich für sie? Bei dieser Frage bleiben die Befürworter vage.

Schon im Frühjahr diskutiert

Die Idee wurde schon zu Beginn der Pandemie im Frühjahr diskutiert. Damals sagte zum Beispiel der Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner in der FAZ, er halte viel davon, statt der gesamten Bevölkerung gezielt besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu isolieren. Denkbar wäre eine Ausgangssperre für Menschen über 70 Jahre. Der Vorschlag setzte sich damals nicht durch, der Gedanke verschwand aber nie.

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