Die neuen Fiktionen der EU-Politik
Die Europäische Kommission hat dieses Jahr ein Weißbuch und eine Datenstrategie zur Gestaltung der digitalen Zukunft Europas vorgelegt. Mit dem Akronym KI verbinden sich große Erwartungen – zu Recht?
Für Jahrzehnte fristete die Künstliche Intelligenz (KI) ein akademisches Schattendasein, das nur gelegentlich und kurzfristig durch vorzugsweise vom Militär alimentierte Aufmerksamkeit unterbrochen wurde. Erst in den letzten Jahren entwickelte sie sich zu einem Gegenstand, der zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit fand. Neben der wachsenden Anzahl populärwissenschaftlichen Büchern und Artikeln zur KI bezeugt dies auch die zunehmende Frequenz, mit der sie in den elektronischen Medien auftaucht. Spätestens als der TV-Philosoph Richard David Precht ebenso altbekannte wie unsinnige Heilmittel gegen die durch KI befürchtete Arbeitslosigkeit ausgrub – wie das bedingungslose Grundeinkommen –, war das Thema endgültig im medialen Diskurs angekommen.
Nachdem nun die Europäische Kommission im Februar dieses Jahres ein Weißbuch begleitet von zwei Mitteilungen zu einer europäischen Datenstrategie und zur Gestaltung der digitalen Zukunft Europas vorgelegte,[i] war auch klar, dass sich mit dem Akronym KI ein Projekt der europäischen Eliten verbindet. In der Tat konnten einige Teilgebiete des außerordentlich diversen Feldes der KI in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten bemerkenswerte Durchbrüche erzielen. Dabei bleibt jedoch die Frage, welche Bedeutung diesen zukommt, und ob die weitreichenden Erwartungen, welche die Kommission im Weißbuch und den begleitenden Mitteilungen daran knüpft, zu rechtfertigen sind.
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