Kommentar

Ignorante Reflexe

| 20. Februar 2020
www.istock.com/omyos

Die Bertelsmann Stiftung hat eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass eine solidarische Bürgerkrankenversicherung volkswirtschaftlich rational ist. Die Reaktionen von Versicherungswirtschaft, Teilen der Wirtschaftspresse und des Beamtenbundes sind ebenso vorhersehbar wie borniert.

Die am 17.02. 2020 von Bertelsmann Stiftung präsentierte Analyse des IGES-Instituts zeigt, dass das duale System von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung (GKV, PKV) nicht nur sozialpolitisch fragwürdig ist, sondern auch aus der ökonomischen Perspektive keinen Sinn macht. Das ist eigentlich keine neue Nachricht. Schon 2004 wies der Wirtschafts-Sachverständigenrat, als er mit Bert Rürup noch ein in dieser Frage sachkundiges Mitglied hatte, darauf hin, dass die PKV als Vollversicherung für über zehn Prozent der Bevölkerung keine ökonomische Begründung hat. Das haben auch mehrere MAKROSKOP-Beiträge gezeigt (hier, hier und hier).

Die PKV bietet in der Vollversicherung die gleichen medizinischen Leistungen wie die GKV, gibt dafür aber vor allem in der ambulanten Versorgung deutlich mehr Geld aus. Im Jahr 2016 hätten nach Angaben des PKV-Verbandes die Arztpraxen für die Behandlung von Privatpatientinnen und -patienten 56,6 Prozent weniger eingenommen, wenn die PKV die gleichen Honorare wie die GKV erstatten würde. Das wäre ein Umsatzverlust von 15 Prozent, der aber Praxisinhabern immer noch ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 150.000 Euro pro Jahr nach Abzug der Praxiskosten bringen würde. Ärztinnen und Ärzte können auch mit der Behandlung von Kassenpatientinnen und -patienten gutes Geld verdienen.

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