Geldpolitik

Wie die EZB die Eurozone gefährdet  

| 17. Januar 2023
istock.com/littleclie

Mit Leitzinserhöhungen und dem Verkauf von Staatsanleihen will die EZB ihre „Glaubwürdigkeit“ beweisen. Mit kruden Muskelspielchen aber verhindert sie lediglich eine vernünftige Fiskalpolitik und gefährdet die Finanzmarktstabilität.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Mitte Dezember die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte erhöht. EZB-Chefin Christine Lagarde bekundete jedoch, dass damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sei. Für Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel ist das Ausdruck einer „energischen Entschlossenheit“. Die damit verbundene Gefahr, dass „das Wachstum sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt“, scheut sie nicht.

Nach Schnabel gehe es um Wichtigeres: die Glaubwürdigkeit der Zentralbank, die, wenn sie infrage gestellt würde, zu hohen Kosten führen könne. Schließlich sei es die zentrale Aufgabe der EZB, die Inflationserwartungen entschlossen zu verankern. Denn selbst bei bereits sinkender Inflation bestünde die Gefahr, dass „financially literate people“ erstens ihre Inflationserwartungen nicht senken, wenn zu Beginn einer Inflationsepisode die „geldpolitische Reaktion“ der Zentralbanken zögerlich gewesen sei – will heißen, auf Preissteigerungen nicht mit Zinserhöhungen reagiert wurde. Zweitens könnten höhere Inflationserwartungen Ausdruck von „möglicherweise grundlegenderen Bedenken“ sein. Etwa, dass die EZB ihr Preisstabilitäts-Mandat nicht ernst genug verfolge, womit der Verdacht einer „fiscal dominance“ nicht mehr weit sei. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn der Ankauf von Staatsanleihen nicht als geldpolitische, sondern als fiskalpolitische Maßnahme missverstanden würde.

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