Gefangen im strategischen Dreieck
Die immer engere Zusammenarbeit zwischen Russland, Indien und China bereitet dem Westen Kopfschmerzen. Zu Recht, denn das Zeitalter westlicher Dominanz geht zu Ende – das neue Jahrhundert ist ein asiatisches.
Nichts könnte die neue Komplexität der Weltpolitik deutlicher machen als der Ukraine-Krieg – und die konträren Reaktionen der führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Aus westlicher Sicht bestätigt spätestens der Krieg die tiefsitzende Sorge, dass die historisch dominante Stellung der USA bedroht ist. Der Aufstieg Chinas und das immer engere Band zwischen Peking und Russland fordern die alte Ordnung ernsthaft heraus. Dass Indien ebenfalls enge Beziehungen zu Russland unterhält und bisher nicht bereit war, Moskau offen zu kritisieren, verstärkt diese Befürchtungen.
Es war eine verzweifelte Drohung in Richtung Peking, als westliche Politiker und Kommentatoren verlautbarten, dass die engen Beziehungen zwischen Russland und China den Beginn eines Zweiten Kalten Krieges markieren würden. Und tatsächlich führt diese Achse zwei autoritäre Staaten zusammen, die beide bestrebt sind, die bestehende internationale liberale Ordnung zu untergraben, wenn nicht gar zu ersetzen. Beobachter weisen auch darauf hin, dass Peking offenbar bestrebt ist, Moskaus Vorgehen gegen die Ukraine in Taiwan zu wiederholen. Es sind Horrorszenarien für den Westen, die vergangene Instabilitäten in der Weltpolitik neu aufleben lassen: Demokratien gegen Autokratien – in einer Version 2.0 des 21. Jahrhunderts.
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