Trumpologie

Wie macht man Trump zu einem Klimapolitiker?

| 20. Mai 2025
IMAGO / ZUMA Press Wire

Trumps Agenda ist, genau betrachtet, sehr rational. Sie konzentriert sich auf das, was derzeit die größte Bedrohung darstellt: den Klimawandel. Oder?

Um Donald Trumps Handlungen einen Sinn zu geben, spielen Journalisten und andere Kommentatoren das Spiel „Trumpologie“. Ist er vom Weg abgekommen oder steckt doch ein Masterplan dahinter? Die meisten entscheiden sich für Letzteres, sonst wäre man schnell mit den Erklärungen am Ende. „Es scheint dumm, aber ...“ – und dann stellt sich heraus, dass Trump eigentlich den Dollar schwächen und dennoch seinen Status als Weltwährung erhalten will und dass die Mega-Zölle der einzige Weg zu diesem Ergebnis waren. Oder dass er einen Deal mit Putin hat, in dessen Rahmen sich alles einfügt.

Mir hingegen scheint die erste Erklärung doch die beste zu sein. Solche listigen Pläne finden sich zwar in den Köpfen der Kommentatoren, aber wahrscheinlich nicht in dem von Trump. Er scheint, wirtschaftlich gesehen, einfach inkompetent zu sein. Das heißt nicht, dass es keine kohärente Erklärung für sein Verhalten gibt. Aber diese liegt nicht in einem wirtschaftlichen Vorteil für die USA oder in einer Strategie, die dazu führen soll. Wo sie liegt, überlasse ich gerne den Experten.

Das Problem mit den Trumpologen ist, dass sie ein rationales Ziel nehmen (zum Beispiel: den Status des Dollars stärken) und dann zeigen, dass Trumps Handlungen dazu führen. Fazit: Das muss also seine Absicht sein. So einfach geht das. Auf diese Weise kann Trump sogar zum größten Klimapolitiker des Jahrhunderts gemacht werden. Los geht's.

Es ist allgemein bekannt, wie die weltweiten CO2-Emissionen gesenkt werden müssen: durch weniger Emissionen pro Kilogramm Produktion, aber vor allem durch weniger oder anderen Konsum. Dafür gibt es hervorragende lokale Initiativen von Menschen guten Willens, von Hafermilch bis hin zu Solarzellen für Privathaushalte. Das sollte weiter vorangetrieben werden, reicht allein aber nicht aus. Das Pariser Abkommen wird nicht umgesetzt, und für ein „Paris 2.0“ ist internationale Zusammenarbeit erforderlich, die aber nicht mehr funktioniert. Was nun?

Wenn ich mir etwas ausdenken müsste, würde ich alle Waren (nicht Dienstleistungen), die in die größten Volkswirtschaften der Welt gelangen, stark besteuern. Dieser materielle Fernkonsum (auch bekannt als „Handel“) macht ein Viertel der weltweiten Emissionen aus. Das Wachstum des globalen Kapitalismus beruht vor allem auf dem Wachstum dieses Fernkonsums und allem, was damit zusammenhängt.

Ein Beispiel: Amerikaner kaufen pro Person und Jahr etwa 37 Kilogramm Kleidung. Das ist doppelt so viel wie 1990, als globale „Wertschöpfungsketten“ noch in den Kinderschuhen steckten. Diese Kilogramm haben eine lange Reise hinter sich. Baumwolle aus Indien wird in China zu Stoff verarbeitet, in Vietnam zu Kleidung, die (aus steuerlichen Gründen) in Singapur verpackt und in die USA verschifft wird. Und das ist noch eine relativ kurze Kette. In iPhones stecken Komponenten aus 30 Ländern.

Ohne globale Wertschöpfungsketten wäre das Wachstum der Bekleidungsproduktion nie so groß gewesen. Wenn man diese Ketten nun so stark besteuert, dass sie verschwinden oder schrumpfen, erhält man weniger Produktion, die zudem näher am Verbraucher stattfindet, also zwei Fliegen mit einer Klappe. Weniger Emissionen pro Kilogramm Kleidung und weniger Kilogramm Kleidung werden konsumiert, weil diese teurer wird. In China, Vietnam und Singapur gibt es auch weniger zu verdienen. Das sind die Kosten einer nachhaltigeren Wirtschaft.

Also den Handel besteuern. Ich würde vielleicht bei der größten Volkswirtschaft der Welt anfangen. Nicht einmal, weil sie für den größten Teil des Fernkonsums verantwortlich ist, denn die Importe und Exporte der USA machen nur vierzehn Prozent des Welthandels aus. Aber es wäre ein Statement. Indem man die Anfälligkeit der Wertschöpfungsketten aufzeigt, werden auch andere Länder vorsichtshalber näher an ihrem Heimatmarkt produzieren.

Ein weiterer Vorteil: Es ist machbar. Man braucht dafür keine internationalen Verträge oder komplizierte Gipfeltreffen in Golfstaaten. Globale Klimapolitik kann einfach einseitig sein, Hauptsache, sie kommt aus dem Herzen des Systems, damit jeder sie spürt.

Natürlich darf der Präsident, der dies umsetzt, nicht laut sagen, dass das Klima das Ziel ist. Dafür wollen die Wähler keine Abstriche machen. Schieben Sie es auf die Bedrohung durch China, auf Europäer, die Arbeitsplätze stehlen, oder auf etwas anderes, das gut ankommt.

Das ist es also. Es geht nicht anders. Trumps Agenda ist, genau betrachtet, sehr rational. Sie konzentriert sich auf das, was derzeit ganz offensichtlich die größte Bedrohung darstellt: den Klimawandel.

Und genau deshalb überzeugt die Trumpologie nicht.