China

Wer hat Angst vorm armen Mann?

| 22. Juni 2021
istock.com/Robert Way

Chinaphobie ist eine weit verbreitete politische Krankheit. Aber auch gegenüber den Entwicklungsländern fahren die Industrieländer einen Konfrontationskurs, der durch nichts zu rechtfertigen ist.

Liest man die Zeitungen in den Industrieländern aufmerksam und hört deren Politikern zu, muss man den Eindruck gewinnen, der westlich-nördlichen Welt sei ein neuer aggressiver Gegner erwachsen, den es nun mit allen Mitteln – bis hin zu militärischen - in Schach zu halten gelte. Die Rede ist von China und einer schwer pathologischen China-Phobie, die in den USA ihren Anfang genommen hat, aber allmählich offenbar unaufhaltsam auf Europa übergreift.

Denkt man einen Augenblick darüber nach, was der Auslöser für diese Paranoia ist, stößt man auf erstaunlich wenig. Das wichtigste scheint schon zu sein, dass China ungeheuer groß und uns in fast allen Lebensbereichen fremd geblieben ist. Alles übrige (Konflikte mit religiösen Minderheiten im Land, strittige Grenzfragen und das Beharren Chinas auf seiner politischen Souveränität bei den Konflikten um Hongkong und Taiwan) hält sich durchaus im Rahmen der normalen Friktionen in einer Region, wo noch vor einem Jahrhundert der Westen glaubte, er könne nahezu nach Belieben schalten und walten (wie beim sogenannten Boxeraufstand um 1900). Der japanisch-chinesische Krieg schließlich, der im Jahr 1937 begann und in China bezeichnender Weise „Widerstandskrieg“ genannt wird, hat in China die unverbrüchliche Doktrin entstehen lassen, dass um jeden Preis fremde Mächte von den Grenzen und den Interessen Chinas ferngehalten werden müssen.

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