Bedarfs- versus Marktwirtschaft

Die fünf Schwachstellen der Marktwirtschaft

| 24. August 2021
istock.com/cmcderm1

Wenn die Ökonomie etwas zu einem besseren Leben beitragen will, muss sie die Raum- und Städteplanung ins wirtschaftspolitische Instrumentarium aufnehmen.

Die Bevölkerung von Bulgarien und Rumänien ist seit 1990 um je rund einen Fünftel geschrumpft. Klar: Die Leute ziehen dahin, wo es Arbeit gibt. Doch halt: Eigentlich dient die Arbeit ja dazu, unsere Bedürfnisse zu decken und so gesehen, stellt sich die Frage, ob in Bulgarien, Rumänien, Libyen etc. viel mehr zu tun wäre als bei uns, wo die Migranten mangels Nachfrage in Beschäftigungsprogramme gesteckt werden? Der Einwand ist berechtigt und sie weist auf die vielleicht schwerwiegendste Schwachstelle der Marktwirtschaft hin: Sie hat keine Antenne für die Bedürfnisse, sondern reagiert nur auf die monetäre Nachfrage.

Die Bulgaren sehen und spüren zwar schon, woran es ihnen mangelt, doch sie sind unfähig, sich entsprechend zu organisieren. Der Markt verhindert das. Da muss man erst die Bedürfnisse von kaufkräftigen Fremden decken, bevor man mit dem Erlös die eigene Not lindern kann. Entsprechend zielt die von der EU oder der OECD empfohlene Wirtschaftspolitik darauf ab, erst einmal die Wettbewerbs- bzw. Exportfähigkeit dieser Länder zu fördern, und zu diesem Zweck – so etwa die Empfehlung der OECD an Rumänien – auf „eine starke Anhebung der Löhne und der Renten“ zu verzichten. Sprich: Die eigenen Bedürfnisse erst einmal zurückstellen.

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