Debatte

Monetäre Unabhängigkeit in einer globalisierten Welt?

| 28. April 2021
istock.com/AGAMI stock

Die Hoffnung, nur mittels eigener Währung das für die Konjunktur passende Zinsniveau setzen und die konjunkturell erforderliche Fiskalpolitik jederzeit finanzieren zu können, während das Land gleichzeitig am freien internationalen Güter- und Kapitalverkehr teilnimmt, ist zum Scheitern verurteilt.

Zwischen Ländern, die ökonomisch vernetzt sind, bestehen gegenseitige Abhängigkeiten. Sind die Länder gemessen an Wirtschaftskraft, Bevölkerung und natürlichen Rohstoffen unterschiedlich groß, stellen sich Abhängigkeiten leicht recht einseitig dar: Für kleinere und schwächere Länder ist es schwer, sich zwischen größeren und stärkeren zu behaupten. Das ist dann umso mehr der Fall, je unterschiedlicher zentrale gesamtwirtschaftliche monetäre Variablen der Länder ausfallen. Dazu gehören in erster Linie die Inflationsraten (Ergebnis des Zusammenspiels von Produktivitäts- und Lohnentwicklung), die Zinsniveaus und die Wechselkurse.

Am Beispiel der Türkei haben Heiner Flassbeck und ich den Zusammenhang zwischen internationalen Inflations- und Zinsdifferenzen einerseits und Wechselkursveränderungen andererseits erklärt, die für kleinere Länder mit eigenständiger Währung an freien Devisenmärkten dank Zins- und Währungsspekulation (Stichwort carry trade) alles andere als reibungslos verlaufen. Dem Dilemma, dass ein kleineres, preisinstabileres Land seine Währung an freien Devisenmärkten nicht leicht längere Zeit gegen realwirtschaftlich ungerechtfertigte Aufwertung und schon gar nicht gegen realwirtschaftlich ungerechtfertigte Abwertung beliebig schützen kann, ohne seine Binnenwirtschaft in Mitleidenschaft zu ziehen, kann und sollte durch internationale währungspolitische Kooperation begegnet werden.

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