Wer hat das Sagen?

Bei der Energiewende haben nicht die Märkte, sondern vor allem die Regierungen das Sagen. Doch was sie sagen sollen, darüber herrscht große Uneinigkeit.

Wo es 12 Ökonomen gibt, gibt es 13 Meinungen, sagt ein bekannter Witz. Als Student habe ich in "Why economists disagree" von Ken Cole, John Cameron und Chris Edwards gelesen, warum das kein Zufall ist. Sicher, der progressive Wirtschaftswissenschaftler will mehr öffentliche Investitionen und höhere Löhne, der liberale Wirtschaftswissenschaftler will niedrigere Steuern und mehr Markt. Aber wenn die Meinungsverschiedenheit eine Frage der politischen Meinung wäre, könnte man sie beseitigen, indem man die Fakten von den Meinungen trennt. Wählern und Politikern geht es um die Gestaltung der Gesellschaft, der Wirtschaftswissenschaftler erzählt die Wenn-dann-Geschichte. Wer weniger Emissionen will, braucht einen höheren Kohlenstoffpreis, wer mehr Umverteilung will, braucht eine höhere Vermögenssteuer. Der Wirtschaftswissenschaftler als Klempner, nützlich und neutral.

Aber es gibt auch Meinungsverschiedenheiten über die Ökonomie als Wissenschaft. Geht es um Märkte, Knappheit und Preise? Oder geht es um unseren materiellen Wohlstand und alle damit verbundenen politischen, sozialen und marktwirtschaftlichen Prozesse, wobei auch die Geschichten, die wir uns darüber erzählen, einer kritischen Analyse unterzogen werden? Kurz gesagt: neoklassische Ökonomie oder politische Ökonomie?