Substantielle monetäre Autonomie und die Währungsfrage
Über den Begriff der Währungssouveränität gibt es eine enorme Verwirrung. Ich will versuchen, noch einmal klarzumachen, worum es in substanzieller Hinsicht geht und worum gerade nicht.
Die Geschichte der Diskussion um geldpolitischen Autonomie oder Währungssouveränität reicht weit zurück bis in die 1950er und 1960er Jahre, wo man versuchte, Alternativen zu einem System fester Wechselkurse zu finden. Es ging dabei immer um die substanzielle Frage, ob es Bedingungen gibt, unter denen ein Land bei relativ freiem Kapitalverkehr und offenen Grenzen für den Handel frei ist, eine andere Inflationsrate zu wählen als seine Handelspartner und folglich eine andere Wirtschafts- und Geldpolitik ohne große Friktionen und Krisen durchzuführen. Niemals ging es dabei um die rein formale und unschwer mit einem "Ja" zu beantwortende Frage, ob ein Land mit einer eigenen Währung – wie Paul Steinhardt das ausdrückt - das Hoheitsrecht besitzt, Geld in seiner von ihm festgelegten Währung zu emittieren und damit eine Staatspleite in eigener Währung zu verhindern.
Lange Zeit glaubte man, es seien die festen Wechselkurse, die verhinderten, dass Länder frei und souverän ihre wirtschaftspolitischen Ziele setzen und umsetzen können. Diese Theorie ging unter dem Namen der „impossible trinity“ ganz prominent in die Dogmengeschichte ein. Doch das war eine zu enge Sicht, weil sie nicht über eine valide Theorie flexibler Wechselkurse verfügte. Ich habe in meiner Arbeit über „Preise, Zins und Wechselkurse“ in den 1980er Jahren (hier neu erschienen) schon gezeigt, dass es so einfach nicht ist. Im Jahr 2001, während meiner Zeit bei UNCTAD, habe ich in einem längeren Stück dazu noch einmal ausführlich Stellung genommen und will die wichtigsten Punkte hier kurz darstellen und mit einigen Aktualisierungen versehen erläutern.
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